Die Göttin

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Quer durch den Raum trafen sich unsere Blicke. Meiner lodernd mit lüsterner Gerissenheit, ihrer so kalt und stark wie der einer Bronzestatue. Überhaupt war das nicht die einzige Ähnlichkeit, die sie mit einer solchen hatte.

Den Ton ihrer Haut und Haare, die Glätte und Straffheit ihrer Gliedmaßen hätte ich auf einen Sandsteinsockel in der Mitte eines großen Platzes verlegt, obwohl sie dann wahrscheinlich, als verkehrsgefährdend klassifiziert, ständig mit schwarzer Baufolie hätte verhüllt sein müssen.

So traf mich der sphinxenhafte Blick mit solcher Wucht, dass mir sekundenlang die Lichter ausgingen.

Als es wieder erträglich hell um mich wurde befand ich mich direkt vor ihrem Barhocker zusammen mit fünf anderen gestandenen Männern, die alle vorgaben ihre Manschettenknöpfe fallengelassen zu haben. Völlig ungerührt stellte sie ihren Stilettoabsatz auf die Hand meines nächsten Nachbarn, dessen Gesicht in einem Ausdruck zwischen Qual und Verzückung verschwamm. Dann überprüfte sie mit beiden Händen den Sitz ihres BHs, zupfte den knallengen schwarzen Catsuit zurecht und schritt über unsere röchelnden Körper hinweg zum Ausgang.

Ich faßte mich als erster und ging hinterher nur um zu sehen, wie ihre langen, schwarzglänzenden Schenkel in den Fond eines Taxis verfrachtete.
Oh wie beneidete ich den Fahrer, der aus diesem vollen Kirschenmund Befehle entgegennehmen durfte.

Sie warf mir nochmals einen völlig desinteressierten Blick zu, dann rauschte das Taxi an mir vorbei. Ich trat auf die Straße um den Anblick ihres durchs Rückfenster schimmernden schwarzen Haares so lange wie möglich zu genießen. Beinahe wurde ich von einem dänischen Tanklaster zu einem Bestandteil des Straßenbelags verarbeitet, doch der Mann hatte gute Bremsen. Ich dagegen verfluchte die Erfindung des Autos.

Wenn es auch so schien, als ob Göttinnen heutzutage keinen Umgang mit Normalsterblichen mehr pflegten, so hielt mich doch ihr schneller Abgang davon ab, sie wenigstens anzubeten.

Deprimiert wollte ich ins Lokal zurückgehen, doch gerade als ich mich durch die anderen Männer in Richtung Eingang drängelte fiel mein Blick auf einen Papierfetzen. Ich hob ihn auf und wußte sofort, dass er ihrgehörte. Auf dem Fragment eines Büttenpapierblattes stand: S.E.B.P. 134.

Diese kryptische Nachricht versuchte ich die nächsten Tage zu entschlüsseln. Alle Rechnerunterstützung half nichts, der Code war nicht zu knacken. Als ich ihm jedoch Mittwochabend mit zwei Flaschen Whisky zu leibe rückte, formten sich die Buchstaben gegen Mitternacht zu Worten. Leider konnte ich sie nicht mehr aufschreiben, so dass ich die Lösung einem Kumpel auf den Anrufbeantworter lallte und ihn am nächsten Morgen bat, mir die Nachricht zu wiederholen.

“Schau..schauschiieescht Betterrereriiiee Paaak…“,damit konnte ich zunächst nicht viel anfangen, doch am Abend wurde mir die Lösung noch vor dem Koma klar: Southeast Battery Park, Ecke 134.

Straße. Ja, so waren die Laute zu deuten. An dieser Stelle befand sich der Tempel meiner neuen Religion. Ich wußte nur noch nicht den Namen der Heiligen.

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Ins Adreßbuch schaute ich erst gar nicht, oder hat von ihnen schon mal jemand die Telefonnummer des heiligen Petrus herausgefunden? Ich beschloß den neuen Tag abzuwarten und mich dann in die Menge der Gläubigen einzureihen.

Am nächsten Abend (Freitag, genau eine Woche später) fand ich mich an der angegebenen Adresse ein. Ich klingelte dort, wo kein Name an der Klingel stand, die Tür ging auf und ich fuhr mit dem Fahrstuhl bis zu dem Stockwerk, dessen Knopf leer zwischen denen für vierte und fünfte Etage prangte. Ich stieg aus und direkt in eine völlig schwarz gestrichene Vorhalle. Die Wände waren kahl und mindestens vier Meter hoch.

Die Göttin schwebte über einer Couch, die an der Wand gegenüberder Fahrstuhltür plaziert war. Sie schaute mich aus ihre Bronzestatuenaugen an und ich brach völlig unkontrolliert in die Knie. Ich war ganz alleine mit ihr. In einer einzigen fließenden Bewegung erhob sie sich und trat zwei Schritte vor ihre Couch.

Sie trug wieder denselben hautengen Catsuit, der dennoch keine weiteren Einzelheiten außer ihrer perfekten Figur preisgab.

Die Beine wurden durch glänzende Lackstiefel vor neugierigen Blicken geschützt. Die Schäfte reichten bis in die Mitte der, an den Innenseiten leicht konkaven, Oberschenkel. Nanu, dachte ich, Frauen in solchem Aufzug findet man gewöhnlich unten am East River., verbannte diesen Gedanke jedoch sofort unter Blasphemie. Sie schlug die bordeauxfar-bene Seidenbluse leicht mit den Händen zurück, bevor sie diese in die Hüften stützte und breitbeinig, wie ein Schleifer auf mich herabsah.

Ich war zwischenzeitig immer näher auf den Knien an sie herangekrochen.

Und wirklich, es war nichts Billiges an ihr. Sie wirkte so überlegen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ihre vollen Lippen zeigten keinen Ausdruck, nicht einmal Bedauern oder Mitleid. Ihr schwarzes, schimmerndes Haar formte sich in einem Bubikopf mit zwei Spitzen über den Wangen um ihr Gesicht wie ein griechischer Kriegshelm aus schwarzem Titan.

Immer noch stand sie regungslos. Ich krächzte zwei völlig unpassende Worte: “Meine Göttin.“ “So, deine Göttin“, ich vernahm ihre wunderbare Stimme, die von nichts Fleischlichem geformt schien. “Dann komm her und faß sie an, deine Göttin!“ Ich konnte es nicht glauben. Zitternd stand ich auf, dann drehte ich vollends durch.

Ichstellte mich direkt vor sie, so nah dass ihre Brüste nur Zentimeter von meinem schwer atmenden Körper entfernt waren, und legte meine Hand genau an die Stelle, an der diese elastischen Schenkel zusammenliefen, ertastete den Venushügel und platzierte meinen Daumen dort, wo ich ihren Kitzler vermutete, während die restlichen vier Fingerspitzen nebeneinander durch den Rest der Furche fuhren.

Ihr völlig regungsloses Gesicht machte mich unsicher und ich nahm die Hand schnell wieder weg. Sie zog den einen wunderbaren Mundwinkel spöttisch nach unten und trat so nah an mich heran, dass ihre Augen leicht nach unten direkt in meine blickten (Sie hatte wirklich hohe Absätze). Auf dem Brustkorb spürte ich zwei zarte Kontaktpunkte, sonst berührte sie mich nicht. Leicht blies sie mir in die Augen, so dass ich zwinkern mußte.

“Du scheinst nicht zu wissen, wie man sich benimmt,“ sagte sie mit einer Stimme wie Kleopatra, bevor sie einen armen, nichtsahnenden Teufel in die Schlangengrube werfen ließ. “Los, komm, Versuchs nochmal. “Ich ließ mich wieder auf die Knie nieder und umfasste ihre Taille, wobei ich die Wange an ihren flachen, strammen Bauch presste. Ich spürte ihre Hände, die sich gütig auf mein Haar legten.

“So ist es brav.“ Mein Ständer wuchs ins Unermessliche.

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